Wie schlimm ist ein neues Smartphone? Auflösung des Umweltquiz

Im Mai 2023 haben wir Sie dazu befragt, ob das Thema Klima in Ihrem Alltag eine Rolle spielt. Vielleicht können Sie sich an das folgende Umweltquiz erinnern. Hier finden Sie die Auflösung dazu.

Im Mai 2023 haben wir Sie dazu befragt, ob das Thema Klima in Ihrem Alltag eine Rolle spielt. Vielleicht können Sie sich an das folgende Umweltquiz erinnern, in dem wir Sie gebeten haben, die folgenden Aktivitäten nach der Größe ihrer CO₂-Emissionen zu sortieren:

5 Minuten lang warm duschen, eine neue Jeans, sowie ein neues Handy kaufen, 200 Gramm Brot und eine gleich große Menge Steak aus deutscher Produktion essen und mit dem Auto, Zug und Flugzeug von München nach Hamburg reisen.

Es wird Zeit für die Auflösung. Fangen wir bei der klimafreundlichsten dieser Aktivitäten an.

  • Platz 8 geht an das Brot. Brot ist ein sehr klimafreundliches Lebensmittel. 200g Brot verursachen ungefähr 250g CO₂-Äquivalente. Nur gut die Hälfte dieser Emissionen entstehen beim tatsächlichen Getreideanbau. Das Backen, der Transport und der Vertrieb in Supermärkten oder Bäckereien sind in absteigender Reihenfolge die drei nächstgrößten CO₂-Quellen auf dem Weg des Brots. Wenn Brot komplett aufgegessen wird, bevor es schlecht werden kann, dann ist es ein sehr klimafreundliches Lebensmittel.
  • Auf Platz 7 befindet sich die Dusche. Fünf Minuten warmes Wasser sind je nach Modell der Dusche, individuellem Wasserverbrauch und dem im Haus installiertem Warmwassersystem verantwortlich für ungefähr 250 Gramm CO₂e. Bei elektronisch betriebenen Duschen ist der CO₂-Ausstoß mit etwa 460g fast doppelt so hoch.
  • Listenplatz 6 sichert sich das Rinder-Steak, mit ungefähr 3,5kg CO₂e für eine Portion von 200 g. Rindfleisch gehört zu den sehr umweltschädlichen Nahrungsmitteln. 90 Prozent der CO₂-Äquivalente entstammen der Rinderzucht selbst, wobei die Hälfte davon auf die Methan-Ausstöße der Tiere zurückzuführen ist. Die Futterproduktion trägt vor allem durch die Stickstoff-Düngung zu 30 Prozent der Emissionen bei. Die letzten 20 Prozent setzen sich aus Transport, der Nutzung landwirtschaftlicher Maschinen und dem Stromverbrauch zusammen.
  • Der Kauf einer neuen Jeans landet in unserem Ranking auf Platz 5. Der CO₂-Fußabdruck von einem Kilogramm Baumwolle liegt bei etwa 7kg CO₂e. Werden Transport und Herstellungsprozess (inklusive Färben, Zuschneiden, Nähen und Stoffabfall) miteinberechnet, so schlägt eine Jeans von 600g Gewicht mit etwa 6kg CO₂e zu Buche. Hinzu kommen dann alle mit der Jeans verbundenen Emissionen, die nach dem Kauf zum Beispiel durch Waschen und Trocknen entstehen. Diese erhöhen den Fußabdruck um ungefähr das Vierfache.
  • Platz 4 belegt die Zugfahrt von München nach Hamburg. Die Strecke ist ungefähr 800 km lang. Die Art des Kraftstoffes, die Stromkosten, das Bremsen und Wiederanfahren an Bahnhöfen, die Instandhaltung des Schienennetzwerks, das Betreiben von Bahnhöfen und viele weitere indirekte CO₂-Quellen miteinberechnet, ergibt sich für Fernverkehrszüge mit etwa 75kg CO₂e ein überraschend hoher Wert.
  • Platz 3 geht an ein elektronisches Gerät. Im Laufe seines Lebenszyklus verbraucht das Handy im Durchschnitt etwa 94kg CO₂e. Die Emissionen, die in der Produktion entstehen, liegen laut manchen Schätzungen jedoch nur bei etwa 16kg CO₂e. Der gesamte Fußabdruck hängt also stark von der Nutzung ab. Im Schnitt ist ein Handy nur um die zwei Jahre im Gebrauch, bevor es durch ein neues Modell ersetzt wird. Der Stromverbrauch in diesen beiden Jahren lässt den Fußabdruck auf etwa 22kg CO₂e ansteigen. Was den Wert in die Höhe treibt, ist das tatsächliche Telefonieren. Mike Berners-Lee erklärt, dass ein 3 Minuten langes Telefonat in etwa so viele Emissionen erzeugt, wie das Versenden eines regulären Briefs mit der Post, nämlich bis zu 180g CO₂e. Pro Jahr steigt somit der CO₂e-Verbrauch eines Handys auf 47kg, in den zwei Jahren durchschnittlicher Nutzung auf 94kg CO₂e.
  • Platz 2 der klimaschädlichsten Handlungen aus der obigen Aufzählung sichert sich die Autofahrt von München nach Hamburg. Die Fahrzeugklasse, dessen Alter und Verbrauch, die Art des Treibstoffs sowie die Anzahl der Mitreisenden sind nur einige der zahlreichen Faktoren, die die CO₂-Werte stark variieren lassen. Der CO₂-Rechner des Umweltbundesamts macht für die 800 km lange Strecke von München nach Hamburg eine Angabe von 140kg CO₂e. Diese bezieht sich auf einen 10 Jahre alten Kleinwagen, der auf 100 km etwa 6,7l Benzin verbraucht und mit einer Person besetzt ist. Für einen Mittelklassewagen liegt der Wert unter gleichen Bedingungen bereits bei 170kg CO₂e und für ein Fahrzeug der Oberklasse erreicht er sogar 240kg. Hohe Geschwindigkeiten, viel Verkehr sowie die Nutzung von Klimaanlage oder Heizung treiben die Werte weiter in die Höhe. Mike Berners-Lee, der alle mit einer Handlung zusammenhängenden indirekten Emissionen miteinbezieht, liefert für ähnliche Distanzen noch höhere Werte und lässt davon ausgehen, dass die Schätzungen des Umweltbundesamts insgesamt zu niedrig sind.
  • Das bringt uns zum Spitzenreiter unserer Liste klimaschädlicher Handlungen: der Flugreise von München nach Hamburg. Die CO₂e-Schätzungen für eine Distanz von gut 600km Luftlinie bewegen sich zwischen 130 und 250 kg CO₂e pro Passagier:in der Economy-Klasse. Da Flugzeuge Kerosin in hohen Lagen der Atmosphäre verbrennen, ist dessen klimaschädlicher Effekt noch einmal fast doppelt so groß wie auf dem Boden.

Wie kann ein CO₂-Fußabdruck berechnet werden?

Nahezu jeder unserer Handlungen kann ein CO₂-Fußabdruck zugeschrieben werden. Allerdings ist die genaue Berechnung nicht einfach. Es müssen zunächst direkte und indirekte Enmissionen unterschieden werden. Direkte Emissionen entstehen bei der Gewinnung von Ressourcen, der tatsächlichen Produktion und während des Transports. Dazu kommen aber oft erhebliche indirekte Emissionen. Diese beziehen sich auf das Heizen im Produktionsprozess, die Verpflegung von Mitarbeitenden in der Mensa, die Herstellung von Arbeitskleidung und -materialien, und auf sehr vieles mehr. Indirekte Emissionen umfassen jedes einzelne Gramm CO₂, das aufgrund eines Produkts ausgestoßen wurde. Den CO₂-Fußabdruck eines Produkts fehlerfrei und vollständig zu berechnen, wird also praktisch zu einer sehr komplizierten Aufgabe.

Mike Berners-Lee hat sich der Herausforderung gestellt. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein Gefühl für die CO₂-Emissionen zu vermitteln, die wir im täglichen Leben verursachen. In seinem Buch „How bad are bananas? – The carbon footprint of everything“, vergleicht er die direkten und indirekten Emissionen verschiedenster Alltagsgegenstände und –situationen, von Bananen, Käse und Fleisch, über Teppiche, Computer und Fußballweltmeisterschaften, bis hin zu Autounfällen, Kriegen und Reisen ins All. Die Ergebnisse der Berechnungen werden in CO₂-Äquivalenten (auch „CO₂e“) angegeben. Das heißt, sie summieren alle Arten klimaschädlicher Gase, und berechnen die Menge an CO₂, deren Auswirkungen sie gesammelt bewirken. Interessante Vergleichswerte bietet auch der CO₂-Rechner des Umweltbundesamts (uba.co2-rechner.de). Er liefert einen Einblick in den täglichen privaten Verbrauch und ist für jeden offen, und der sich für den eigenen CO₂-Fußabdruck interessiert.

Autorinnen: Julina Ohlenbusch und Sandra Walzenbach